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Kleine Gartengeschichte

Verfasst am 17. Juli 2022.
Kleine Gartengeschichte

Über Jahrtausende waren Gärten vor allem Nutzgärten: Hier wurden Obst, Gemüse und Kräuter angebaut. Schon am Anfang des Ackerbaus vor rund 10.000 Jahren wurde vermutlich aus der Not heraus mit dem Anbau von Früchten und Wildgetreide experimentiert. Dies sicherte Nahrung für die ersten sesshaften Menschen. Doch wie entstand die heutige Gartenvielfalt?

Entstehung angelegter Gärten in der Antike

Frühe Nutzgärten wie z.B. im alten Ägypten oder später im antiken Griechenland waren häufig symmetrisch angeordnet und durch Mauern oder Hecken umfriedet, die Schutz vor Wild und Wetter boten. Mit der Zeit entstanden auch Haine an heiligen Quellen, die als Orte der Einkehr und Begegnung als erste Lustgärten gelten.

Koriander

In Persien entstehen zu dieser Zeit bereits Ziergärten, die nicht nur aus der Anlage von Brunnen und (Obst-) Bäume bzw. -sträucher bestehen, sondern in denen auch schon dekorative Blumen kultiviert wurden. Ebenfalls im Orient war auch der Anbau von Kräuter- und Gewürzpflanzen wie Safran oder Koriander zu finden.

Von Gemüseanbau bis zum Park - der Garten im Wandel der Zeiten

Im Mittelalter stand der Nutzen des Gartens im Vordergrund: Nicht nur Obst und Gemüse sondern auch Heilkräuter wurden in den Kloster- und Bauerngärten kultiviert. Vor allem in den Klöstern wird viel experimentiert und es entsteht ein großes Wissen über Boden- und Standortbeschaffenheiten sowie Nutzungsmöglichkeiten - Wissen das bis heute in Gartenbau und Medizin erhalten ist.

Bauerngarten

Ab der Renaissance spielt die Gestaltung des Gartens wieder eine größere Rolle: Gärten werden vermehrt als Ziergärten angelegt: von sorgfältig gestalteten Eingangsbereichen im Bürgertum bis zu pompösen Gartenanlagen wohlhabender Herrschaftshäuser reicht die Palette. Besonders beeindruckend sind Barockgärten, in denen Blühpflanzen, Baumreihen, Wasserspiele und Skulpturen sowie großzügige Rasen- und Kiesflächen bis heute Besucher beeindrucken sollen - bekanntestes Beispiel: der Park von Versailles! 

Barockgärten

Dem streng geometrischen französisch geprägten Barockgärten stehen die genauso bekannten Englischen Gärten gegenüber: natürliche Landschaften mit verschlungenen Pfaden, kleinen Teichen, lockeren Baumgruppen und kaum Blühpflanzen - so wird die Natur im 18. Jahrhundert von Gartenarchitekten wie Charles Bridgeman oder William Kent “befreit”.

Englischer Park

Garten für Jedermann

Nach der Idee des Orthopäden Moritz Schreber entstehen im frühen 19. Jahrhundert  in Leipzig und später anderen großen Städten Kleingartenanlagen - auch heute noch als “Schrebergärten” bekannt. Hier sollen Städter den beengten Wohnungen entfliehen können, Kinder sich an der frischen Luft bewegen. Schreber, der sich viel mit den gesundheitlichen und sozialen Folgen des Stadtlebens im frühen Industriezeitalter beschäftigte, proklamierte Gesundheit durch körperliche Ertüchtigung - der verstorbene Hochschullehrer erschien den Gründern also als passender Namensgeber für die erste Gartenanlage dieser Art. Die Gärten um die Villen in den Städten dieser Zeit hingegen dienten eher repräsentativen Zwecken.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden Gärten aufgrund der Nahrungsknappheit allerdings wieder vor allem als Obst- und Gemüsegärten genutzt - erst mit zunehmendem Wohlstand wird der Nutzanteil wieder kleiner.

Gemüse

Ein Garten soll heute vor allem der Erholung seiner Besitzer dienen: Gartenarbeit in Maßen und Möglichkeiten des Verweilens und Genießens stehen im Vordergrund. Wenn das eine oder andere Gemüse aus dem eigenen Garten kommt, Obstbäume und -sträucher für den einen oder anderen Kuchen reichen oder auch eigene Marmelade eingemacht werden kann, reicht das den meisten Gartenbesitzern. Selten wird der eigene Garten als vorwiegende Nahrungsquelle genutzt. Dem gegenüber entstehen immer mehr gemeinschaftliche Gemüsegärten - sogar mitten in Großstädten: Urban Gardening ist mittlerweile mehr als ein Trend!

Hochbeet für Alle

Garten bedeutete heute vor allem Vielfalt: Rasenflächen zum Spielen für die Kinder, Schwimmteiche, blühende Rabatten oder Steingärten, Obstbäume, Kräuterspiralen, Zierbrunnen oder weitläufige Terrassenflächen. Die Möglichkeiten sind unendlich!